Von gelebter Tradition
Manche Feste tragen ein Gewand – im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn sich Bretten zum Peter-und-Paul-Fest in eine mittelalterliche Kulisse verwandelt, wenn Frauen und Männer durch die Gassen schreiten in Leinen, Leder und Schnürungen, dann spürt man: Hier geht es nicht um bloßes Spektakel. Hier wird Erinnerung gelebt. Geschichte gefeiert. Und Gemeinschaft ganz tief empfunden.
Ich liebe dieses Fest. Es ist laut und leise zugleich. Da erklingt kein Tuba-Solo, sondern das rhythmische Klirren der Kesselpauke, die zarten Töne der Drehleier oder das Rufen der Marktschreier. Es wird getanzt – nicht wie in der Dorfdisco, sondern im Kreis, mit klaren Schritten und alten Gesten. Man begegnet sich auf Augenhöhe, ohne Eile. Und mit jedem Schritt durch die gepflasterten Gassen spürt man mehr: Das ist mehr als ein Fest. Das ist ein Gefühl.
Inzwischen hat sich auch bei mir eine kleine Tradition etabliert. Seit einigen Jahren bindet mir meine Mutter zu diesem Fest einen Blumenkranz – ein zartes, duftendes Haarkränzchen, das ich mit Stolz trage. Nicht nur, weil es immer wunderschön ist. Sondern weil es eine liebevolle Geste ist. Eine Umarmung in Blütenform. Und vielleicht auch eine Erinnerung daran, dass wir manchmal durch einfache Dinge wieder mit unseren Wurzeln in Berührung kommen. Ich trage es als Kopfschmuck – und manchmal fühlt es sich wie ein stilles Zeichen an: Ich bin Teil von etwas.
Diese Erfahrung begleitet mich auch in meiner Arbeit als freier Traurednerin. Wenn ich mit Paaren ins Gespräch komme, frage ich oft nach solchen Momenten. Was hat euch geprägt? Welche Feste gab es in eurer Kindheit? Wo wart ihr jedes Jahr – mit den Eltern, mit Freunden, später als Paar? Und oft erzählen sie dann von genau solchen Ereignissen: vom Lagerfeuer auf dem Dorffest, vom Laternenumzug, vom Weihnachtsritual – oder eben wie bei mir vom Peter-und-Paul-Fest.
Ich finde, solche Erinnerungen dürfen in die freie Trauung einfließen. Nicht plakativ, nicht aufgesetzt. Aber in kleinen Gesten, in Formulierungen, in einer Symbolhandlung. Denn was wir mitbringen, trägt uns. Und was wir feiern, verbindet.
Und du? Gibt es ein Fest, das dich seit deiner Kindheit begleitet? Was würdest du in deine freie Trauzeremonie miteinfließen lassen wollen: Ein Lied, ein bestimmtes Ritual? Und wo fühlst du dich deinem früheren Ich ganz besonders nah?