Wenn die Seele wandern darf – meine kleine Sommerauszeit
Es gibt Zeiten, da darf das Leben langsamer werden. Wo keine To-do-Liste drängt, keine Termine im Kalender blinken, sondern der Tag selbst den Rhythmus vorgibt. Genau so eine Zeit gönne ich mir gerade. Ein paar freie Tage, die sich anfühlen wie ein tiefes Durchatmen.
Am Chiemsee habe ich begonnen – mit weitem Blick über das Wasser, wo Himmel und See eins werden. Ich habe dort gesessen, gelesen, das Plätschern der Wellen gehört, den Vögeln zugesehen. Alles so einfach, so selbstverständlich – und doch: ein Geschenk.
Von dort ging es für mich weiter in die Chiemgauer Alpen. Wandern. Schritt für Schritt hinauf, immer begleitet vom Duft von Fichten, vom Klang der eigenen Schritte auf dem Stein, vom Wind, der Geschichten erzählt. Da oben, wo die Luft klarer ist, fühlen sich Gedanken leichter an. Sorgen verlieren an Gewicht, und stattdessen kommt dieses Gefühl von Weite, von Möglichkeiten.
Nun hat es mich ins Allgäu gezogen – mein Kindheits- und Jugendferienort. Ein Stück Heimat, vertraut und doch immer wieder neu. Hier erinnere ich mich an alte Wege, die ich schon als Kind gegangen bin. Ich sitze an Bächen, lasse die Füße ins Wasser gleiten, schaue auf Wiesen, die so satt grün sind, dass man fast glaubt, die Farbe sei eigens für diesen Sommer gemalt.
Und während ich so zwischen Spaziergang und Wanderpfad, zwischen Erinnerung und Gegenwart wechsle, spüre ich: Es ist gut, loszulassen. Auch ich, die so gerne begleitet, schreibt, gestaltet – brauche diese Stille. Diese Zeiten, in denen nichts entstehen muss, außer Ruhe.
Vielleicht sind es genau diese Pausen, die uns wieder füllen. Die uns erinnern, dass das Leben nicht nur aus Tun besteht, sondern auch aus Sein. Dass Worte leichter fließen, wenn sie aus einer inneren Quelle kommen, die frisch bleibt.
Und so nehme ich die Eindrücke mit: den Glanz des Chiemsees in der Mittagssonne, die Gipfel der Alpen im Abendlicht, das Kinderlachen im Allgäu, das mir alte Ferien zurückbringt. Alles zusammen ist wie ein stiller Vorrat, den ich mit in die kommenden Wochen nehme.
Eine, meine Sommerauszeit – klein, aber fein! Und ihr? Wo gönnt ihr euch kleine Pausen, die nur für euch sind? Welche Orte aus eurer Kindheit tragen euch bis heute?
Was bedeutet für euch Stille – eher Rückzug oder eher neue Kraft?